Schrauben sichern
Bund für´s Leben
Für jeden Zweck gibt es auch das geeignete Mittel
Schrauben, Muttern, Bolzen und Achsen halten alle möglichen Bauteile zusammen. Soll dieser Bund dauerhaft sein, ist vielfach eine zusätzliche Sicherung erforderlich. Oldtimerfahrer können ein Lied davon singen. Motorvibrationen, aber auch Fahrbahnerschütterungen lassen mit der Zeit so manche Schraube und Mutter locker werden. Wer nicht rechtzeitig zum Werkzeug greift, um für festen Sitz zu sorgen, kann – wenn er Pech hat – dieses oder jenes Teil verlieren. Gefährlich wird die Angelegenheit, wenn es sich um Bauteile handelt, die für die Betriebs- und Fahrsicherheit wichtig sind. Macht sich zum Beispiel die Ölablassschraube selbständig, kann es für´s Triebwerk, aber auch für die eigene Fahrsicherheit sowie die nachfolgenden Verkehrsteilnehmer fatale Folgen mit sich bringen – von der Umwelt-Sauerei ganz zu schweigen. Nicht daran zu denken, was alles passieren kann, wenn sich Schrauben oder Muttern von der Bremsanlage, der Schwinge oder den Laufrädern lösen. Um dies zu verhindern, müssen Schraubverbindungen immer fest angezogen und gegebenenfalls mit einem Hilfsmittel zusätzlich gesichert sein.
Doch fest ist noch lange nicht fest, und gesichert ist nicht gleich sicher.
Wird eine Mutter oder Schraube mit dem entsprechenden Werkzeug per Hand festgezogen, ist dies im wahrsten Sinne des Wortes ein sehr dehnbarer Begriff. Je nach Kraft des Monteurs lässt sich das Schraubelement nämlich leicht, fest oder überziehen. Beim Festdrehen dehnt sich die Schraube ähnlich wie eine Feder elastisch aus und verspannt sich mit ihren Gewindegängen mit denen im Gehäuse oder in der Mutter. Diese Ausdehnung ist mit dem blossen Auge nicht zu sehen, lässt sich aber mit einem Mikrometermeßwerkzeug nachweisen. Ausschließlich die nun aufeinander wirkenden Reibungskräfte halten das Bauteil sicher zusammen. Wer hierbei zu lasch werkelt, riskiert, dass sich die Schraube im Laufe der Zeit von allein herausdreht, wird aber zu fest angezogen, kann es schnell passieren, dass man sie abreißt oder das Gewinde zerstört.
Aus diesem Grund gibt es vorgeschriebene Werte für die Anzugskraft.
Für genaues Festziehen ist ein Drehmomentschlüssel erforderlich, bei dem sich das vorgegebene Anzugsmoment einstellen läßt. Voraussetzung ist, dass alle Schraubverbindungen leichtgängig sind und dass man die Gewindegänge je nach Herstellerangabe etwas einfettet oder trocken eindreht.
Gebräuchliche 8.8er-Schrauben werden zum Beispiel in den Abmessungen M6 mit 10 Nm, M8 mit 25 Nm und M10 mit 49 Nm angezogen. Bei dieser Verschraubung spricht man von "kraftschlüssiger" Sicherung. Nun ist korrektes Festziehen aber noch lange nicht die Garantie dafür, dass die Schraubverbindung dauerhaft sitzt. Zur zusätzlichen Sicherung gibt es unterschiedliche Hilfsmittel, die sich in "kraftschlüssige" und "formschlüssige" einteilen lassen. Um das selbständige Lösen zu verhindern, wird unter die Mutter oder den Schraubenkopf eine Federscheibe, Federring oder Zahnscheibe gelegt.
Eine andere klassische Methode, das ungewollte Losdrehen einer Mutter zu verhindern, ist, sie mit einer zweiten Mutter zu kontern. Eleganter sind dagegen moderne Stoppmuttern mit eingearbeitetem Polyamid- oder Weichblech-Ring. Doch ganz gleich, ob Stoppmuttern oder Sicherungsringe, sie lassen sich im Extremfall nur einmal verwenden. Wer auf Nummer sicher gehen will, verwendet bei der Montage immer neue Teile.
Zeitgemäße Sicherungsmittel sind zweifellos die flüssigen Schraubensicherungen.
Anfang der fünfziger Jahre erschien diese auf Kunststoffbasis hergestellte Klebsicherung erstmals in den USA. Die heute gebräuchlichen Muster kommen z.B. von Loctite oder Omnitechnic. Je nach Einsatzzweck gibt es niedrig-, mittel- und hochfeste Klebflüssigkeiten. Auf die fettfreien Gewindegänge wird ein kleiner Tropfen aufgetragen und entsprechend der Gebrauchsanweisung lässt sich das Bauteil sofort oder erst nach einigen Stunden belasten. Schraubverbindungen, die so gesichert sind, lassen sich nur mit entsprechendem Kraftaufwand oder durch Erwärmung auseinanderdrehen.
Ähnlich wie die handelsüblichen flüssigen Schraubensicherungen lässt sich auch Zweikomponentenkleber einsetzen. Doch hier sei zur Sparsamkeit geraten. Bereits ein stecknadelkopfgroßer Tropfen auf dem Gewinde genügt, um die Schraubenverbindung "bombenfest" zu machen. Das Zeug klebt so teuflisch gut, dass sich oftmals erst durch Erhitzung auf 200 Grad und mehr die Schraube oder Mutter lösen läßt. Optisch deutlich sichtbar sind alle "formschlüssigen" Sicherungen.
Die bekanntesten sind Splint oder Dauersplint sowie Sicherungsblech. Achsen, die meist mit Kronenmuttern festgezogen sind, werden zusätzlich mit einem Splint gesichert. Bei allen Stellen, wo sich unter keinen Umständen die Verschraubung lösen darf, sorgt ein Sicherungsblech für dauerhaften Sitz. Ist das Schraubenelement gemäß der Vorgabe festgezogen, wird die Sicherungszunge vom Blech umgebogen und so das Drehteil vor selbständigem Lösen bewahrt. Splinte und Sicherungsbleche – sie sind fast immer Pfennigartikel – sollten genau wie die Sicherungsringe und Stoppmuttern bei der gewissenhaften Montage erneuert werden. Rennfans und aktive Motorsportler kennen noch eine weitere formschlüssige Halteeinrichtung: die Drahtsicherung. Mit einem kleinen 2 oder 2,5 mm Bohrer wird in den Schraubenkopf oder in die Mutter ein Loch gebohrt. Ist das Schraubenelement ordnungsgemäß festgezogen, wird ein dünner Sicherungsdraht durchgefädelt und an einem Rahmenteil, einer gegenüberliegenden Mutter oder ähnlichem verknotet.
Soll diese Sicherung schick aussehen, wird der Draht zuvor mit einem Drillapparat zusammengedreht.
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