Porsche Traktoren

Geschichte

Ferdinand Porsche hatte das, was man ein universelles technisches Gefühl nennen kann. Er beschränkte sich nicht auf irgendein Spezialgebiet, sondern befasste sich mit allen mechanischen Fortbewegungsmitteln.

Den ersten großen Erfolg schreibt die Geschichte im Jahr 1900. Damals war die benzin- elektrische Kutsche des gerade 25- jährigen Konstrukteurs der Firma Lohner aus Wien die Sensation auf der Pariser Weltausstellung. Es gibt seither kaum eine Gattung von Fahrzeugen, an denen sich Porsche nicht versuchte und bei deren Konstruktion er nicht auch Erfolge erzielt hätte. Auf der einen Seite stehen die berühmten Rennwagen: der Austro- Daimler, der Mercedes SSK, der 16 Zylinder Auto Union oder die legendären Porsche Sportwagen, auf der anderen Seite stehen viele volkstümliche Konstruktionen, eine Krönung ist sicher der Volkswagen „Käfer“.

So wie der Volkswagen nicht nur den Reichen und Bevorrechtigten gehören sollte, so sollte auch ein „Volksschlepper“ für alle da sein. Eine einfache, robuste und zuverlässige Zugmaschine, die dem Bauern das Pferd und den Ochsen ersetzte.

Schon im Jahr 1915 arbeitete Ferdinand Porsche bei Austro- Daimler an einem „Pflugtraktor“ und an dem „Landwehr- Train“, eine Zugmaschine mit Benzinmotor und einer Reihe von Anhängern mit Elektroantrieb.1937 begann die Entwicklung und der Bau einiger Prototypen des „Volksschleppers“. Dieses Projekt, eine Art Parallele zum Volkswagenwerk, sollte es ermöglichen, die Motorisierung in der Landwirtschaft entscheidend voranzutreiben. Doch die Kriegslage zwang im Jahr 1941 die Pläne des „Volkstraktorwerks“ in Waldbröl bei Köln aufzugeben. 1942 folgte der „Ostradschlepper“, eine Zugmaschine mit riesigen Rädern, speziell für das Sumpfgelände des Ostens.

Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946, baute Porsches langjähriger Chefkonstrukteur Karl Rabe in Gmünd aus den Erfahrungen und den noch vorhandenen Bauteilen, des von Ferdinand Porsche konstruierten Volksschleppers, einen mit 20 PS Leistung und Vergasermotor angetriebenen Schlepper. In Brasilien, an der staatlichen Versuchsanstalt „IPANEMA“ wurde dieser Schlepper umfangreich getestet. Auf Grund der gewonnenen Erfahrungen wurde diese Maschine grundlegend überarbeitet und als „Dieselschlepper Typ 313 “ neu konstruiert. Er besitzt einen 4 Takt- Zweizylinder Diesel- Motor mit Luftkühlung und 17 PS Dauerleistung. Ausstattungen wie Zapfwelle, Riemenscheibe, Mähantrieb, Anhängevorrichtung und eine Hebeeinrichtung für Anbaugeräte waren vorhanden.

Auch ein Einzylinder Diesel Kleinschlepper mit 8 PS Leistung (Typ 323) wurde für Gebirgs- und Weinbergbauern entwickelt und gebaut.

In seiner Gesamtheit stellten die Porsche Schlepper, die auf der Industrie- und Gewerbe Ausstellung in Klagenfurt gezeigt wurden, einen ganz gewaltigen Schritt in der Schlepperkonstruktion dar. Leider war es damals unter den schwierigen Umständen unmöglich, in Österreich eine eigene Schlepperproduktion aufzubauen. Unter Ferry Porsche und Chefkonstrukteur Karl Rabe entstand im Jahr 1948 aus Volkswagenteilen der erste Porsche Sportwagen Typ 356. Dieser Sportwagen, ein Spider mit Aluminium-Karosserie auf Käfer-Chassis mit dem Boxermotor vor der Hinterachse, fand sofort weltweit seine Liebhaber. Die Konstruktion war damals der Zeit weit voraus, und ist noch heute die Grundlage der Firma Porsche.

Der schwäbische Schlepperproduzent Allgaier in Uhingen übernahm auf Basis des Typ 313 die Lizenzproduktion der „Volksschlepper“. Als 1950 der erste Allgaier- Schlepper „System Porsche“ Modell AP 17 auf den Markt kam, wirkte das faszinierend auf die ganze Landwirtschaft. Durch viele technische Neuheiten, wie Luftkühlung, Leichtbauweise, ölhydraulische Kupplung und dem konkurrenzlosen Anschaffungspreis von 4450 DM waren die Auftragsbücher schnell gefüllt. Die Produktion wurde in Friedrichshafen Manzell direkt am Bodensee aufgebaut. Das neue attraktive Werksgelände hat technische Tradition. Hier stieg um 1900 das erste Luftschiff des Grafen Zeppelin auf. Das weltweit größte Flugboot Do X mit 12- Motoren startete 1930 zum Probeflug, um mit Passagieren über England nach Amerika zu fliegen.

Am 3. September 1950 feierte Professor Porsche seinen 75. Geburtstag. Wenige Monate vor seinem Tode, im Januar 1951, kann er noch die ersten großen Erfolge aus seinem Lebenswerk, den Allgaier- Schlepper AP 17 System Porsche, miterleben.

Mit einer modernen Schlepperbaureihe A111 bis A144 System Porsche behauptete sich Allgaier von 1953 bis Mitte der 50er Jahre die Spitzenposition auf dem Deutschen Schleppermarkt. Es wurden zusätzlich zum AP 17 vier weitere Schleppertypen mit 11, 22, 33, und 44 PS gebaut. Schon zu dieser Zeit arbeitete man das Programm nach einem Baukastensystem aus. Der kleine 11 PS Schlepper (Basis ist der Kleinschlepper Typ 323) war ein Luftgekühlter Einzylinder, die nächst größeren Typen bekamen je einen Zylinder dazu, mit gleichen Kolben, Pleueln und Ventiltrieb. Man kann heute 80 Prozent aller Einzelteile unter den einzelnen Schleppertypen System Porsche austauschen. Nur die Getriebe, Achsen und Lenkung sind nicht bei allen Typen gleich. Mehr als 25 000 Schlepper mit dem Namen Allgaier System Porsche verließen bis 1955 die Werkshallen in Uhingen und Friedrichshafen. Der Schlepperbau bei Allgaier in Uhingen wurde zu Jahresende 1955 eingestellt.

1956 wurde die Allgaier Maschinenbau GmbH in die Porsche- Diesel- Motorenbau GmbH in Friedrichshafen am Bodensee umgewandelt. Die neue Firma, ein Unternehmen des Mannesmann Konzerns, fertigte von dort an in den neu erstellten Produktionshallen Diesel Motoren sowie Land- und Industriebaumaschinen.

Den von Porsche Diesel gebauten Motoren lagen die Konstruktionserfahrungen von Ferdinand Porsche zugrunde. Mit der Entwicklungsstätte in Zuffenhausen bestand eine enge Zusammenarbeit. Die Schlepper haben ähnliche Typenbezeichnungen erhalten wie die Porsche Sportwagen. Namen wie Junior, Standard, Super und Master waren damals bei den Bauern in aller Munde und standen für fortschrittliche Konstruktion. Die formschöne, mit mehreren Zierleisten geschmückte weit nach vorne gezogene rot lackierte Motorverkleidung wirkte sehr elegant und modern. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs erreichten die rot lackierten Schlepper vom Bodensee 1959 und 1960 den zweiten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik. Rund 120 000 Porsche Diesel Schlepper wurden in acht Jahren bis 1963 gebaut. Dann kam das Ende einer Ära- Porsche Diesel stellt den Schlepperbau ein.

Heute sind Allgaier- und Porsche Diesel Schlepper, nachdem sie jahrelang ihren Dienst taten, gesuchte und begehrte Liebhaberstücke. Diese faszinierenden Schlepper werden mit viel Sachverstand von ihren Besitzern restauriert. In neuem Glanz strahlen die Schmückstücke vom Bodensee wieder eine ganz besondere Faszination aus.

1954: Gründung der Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH mit Unterstützung des Mannesmann Konzern.

1956: Werksgründung mit einem Stammkapital von 100.000 DM. Die Mannesmann AG stockt das Kapital auf beachtliche 2,5 Millionen DM auf. Geplant ist die Fertigung von 20.000 Traktoren jährlich. Der Typ „AP 18“ verfügt über eine Teleskop-Einzelradfederung vorne. Zapfwelle und Kraftheber rundet die Serie von 12 PS bis 44 PS ab. Die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH übernimmt die Schlepperproduktion der Allgaier Werke GmbH in Friedrichshafen am Bodensee.

1957: Vorstellung einer neuen Modell-Palette und Produktionsbeginn mit 4 Schleppern von 14-50 PS. Die geplante Stückzahl wurde zur Hälfte erreicht

1958: Zusammenarbeit mit Deutz Die geplante Jahresproduktion wird mit 17.000 Einheiten fast erreicht. Der Marktanteil steigt von 7% auf 12,1%

1959: Umfangreiche Modellpalette von 20 PS bis 40 PS. Die Ausstattung ist umfangreich und zweckmäßig. Sie umfasste luftgekühlte Porsche-Diesel-Motoren, gut gelagerte Getriebe, mehrere Zapfwellen, Mähwerkantrieb und Kraftheber

1960: neue Modellreihe mit 5 Schlepper von 14-35 PS

1962: Übernahme der MAN-Traktorenfertigung und später Einstellung der Schlepper-Produktion und Verkauf an Renault

1963: Montage des letzten Porsche-Traktors. Die Werkanlagen werden von Daimler Benz übernommen, während Vertrieb und Einzelteilversorgung an Renault übergehen

• Einzylinder:
• P 111 L/P 111 K mit 9 kW (12 PS)
• Junior 4 10 kW (14 PS)
• Junior 108 K/Junior 108 KH mit 10 kW (14 PS)
• Junior 108 L/Junior 108 LH mit 10 kW (14 PS)
• Junior 108 S mit 10 kW (14 PS)
• Junior 108 V mit 10 kW (14 PS)
• Junior 109 G (V), LH, KH, S mit 11 kW (15 PS)
• Zweizylinder:
• AP 16 mit 12 kW (16 / 18 PS)
• AP 17 mit 18 PS
• AP 18 mit 13 kW (18 PS)
• AP 22 mit 16 kW (22 PS)
• P 122 mit 16 kW (22 PS)
• Standard AP mit 15 kW (20 PS)
• Standard AP mit 16 kW (22 PS)
• Standard AP/S mit 16 kW (22 PS)
• Standard N 208 mit 18 kW (25 PS)
• Standard H 218 mit 18 kW (25 PS)
• Standard V 218 mit 18 kW (25 PS)
• Standard U 218 mit 16 kW (22 PS)
• Standard S 218 mit 18 kW (25 PS)
• Standard T 217 mit 15 kW (20 PS)
• Standard Star 238 mit 19 kW (26 PS)
• Standard Star 219 mit 22 kW (30 PS)
• Dreizylinder:
• A 133 (33 PS)
• P 133 (33 PS)
• Super N 308 mit 28 kW (38 PS)
• Super L 308 mit 28 kW (38 PS)
• Super S 308 mit 28 kW (38 PS)
• Super B 308 mit 28 kW (38 PS)
• Super N 309 mit 29 kW (40 PS)
• Super S 309 mit 29 kW (40 PS)
• Super B 309 mit 29 kW (40 PS)
• Super L 318 mit 29 kW (40 PS)
• Super L 319 mit 29 kW (40 PS)
• Super Export 329 mit 26 kW (35 PS)
• Super 339 mit 22 kW (30 PS)
• Vierzylinder:
• P 144 mit 32 kW (44 PS)
• Master 408 mit 37 kW (50 PS)
• Master 418 mit 37 kW (50 PS)
• Master 409 mit 37 kW (50 PS)
• Master 419 mit 37 kW (50 PS)
• Master 429 mit 37 kW (50 PS)